Gebaut auf Nationalstolz und dem Mythos der totalen Sicherheit 23. April 201530. Mai 2024Die Wartung seiner Atomkraftwerke hat Frankreich aus finanziellen Gründen ein Jahrzehnt lang vernachlässigt hatte man doch Welt-Top-Niveau erreicht und wähnte sich als, „leader mondial“ der Atomindustrie. Investiert wurde daher woanders. EDF (einziger französischer Stromproduzent) setzte alles auf eine Karte: Mit den durch die damalige Teilprivatisierung und dem Börsengang freigesetzten Summen den internationalen Markt zu erobern. Verloren hat er bei diesem Abenteuer geschätzte 15 Milliarden Euro auf Grund einer Reihe von Fehlinvestitionen. Gespart wurde in der Zeit von 2000 bis 2010 nicht nur an Personalkosten durch Einstellung von schlecht ausgebildeten Leiharbeitern, sondern auch an der Wartung der Atomkraftwerke und des Stromnetzes. Der Plan war ohnehin, die Akw‘s am Ende ihrer geplanten Laufzeit durch neue zu ersetzen. Inzwischen sind bei Neubauten allerdings die Kosten explodiert- besonders auch seit der Reaktorkatastrophe von Fukushima, in Frankreichs Staatskasse klafft seit längerer Zeit ein Riesenloch und nun wurden sowohl EDF, als auch AREVA ( für die Uranförderung, den Bau von Atomkraftwerken und die Wiederaufbereitung von Brennstäben zuständig) von der internationalen Ratingagentur Standard & Poors massiv herabgestuft. Nur die finanzielle Absicherung durch den Staat hat eine Abstufung von AREVA auf Ramschniveau verhindert.Da die Investition in Neubauten schon lange schwierig geworden ist – bei dem letzten, noch in Bau befindlichen Reaktor in Flamanville in der Normandie laufen nicht nur Kosten, sondern auch Zeitplanung aus dem Ruder- wird auf Verlängerung der Laufzeiten bestehender Atomkraftwerke gesetzt.Konzipiert wurden die ersten jedoch nur für eine Laufzeit von 30 Jahren. Trotzdem wird seitens der EDF massiv in die Nachrüstung investiert und wer sich nun beruhigt zurücklehnt vergisst, dass diese Nachrüstung des gesamten Kraftwerkbestandes Jahre dauert, in denen die alternden Konstruktionsteile weiter verfallen. Schon jetzt gibt beispielsweise der Direktor des AKW Fessenheim für das Jahr 2014 allein 29 Zwischenfälle zu. Emmanuelle Corse (EELV) erklärt in ,, Dernieres Nouvelles d ´Alsace« es sein jedoch doppelt so viele, nicht alle 14 Tage sondern jede Woche einer ! Unter der Hand wird von Angestellten des AKW Fessenheim sogar die Zahl 102 für das Jahr 2014 genannt, schriftlich dürfe jedoch nichts notiert werden.Erschwerend bei einer Nachrüstung kommt hinzu, dass sich manche Bauteile nicht auswechseln lassen. Wer würde bei einem Auto alle anderen Teile auswechseln, wenn der Unterboden verrostet ist?Genau so etwas geschieht aber aktuell in Fessenheim, dem ältesten AKW Frankreichs, das 1977 ans Netz ging und nun schon 38 Jahre alt ist, denn EDF setzt noch immer alles dran, eine Verlängerung der Laufzeit zu erreichen. Der Konzern befürchtet einen Domino-Effekt. Zusätzlich gibt es aber noch Fessenheim-spezifische unlösbare Probleme wie der Standort in erdbeben- und überschwemmungsmöglichem Gebiet. Die Sicherheit der Bevölkerung im Drei- Länder- Eck ist dadurch aber immer zunehmender gefährdet.Der französische Staatspräsident Hollande versprach im Wahljahr 2013 das AKW Fessenheim bis Ende 2016 zu schließen. Nun heißt die offizielle Version jedoch schon: „Vor Ende seiner Amtszeit 2017″. Da seine Wiederwahl jedoch unwahrscheinlich geworden ist, bringt dieses Stilllegen am Ende einer Amtszeit jedoch nichts, wenn die Nachfolgeregierung die Entscheidung sofort revidiert.Daher findet am Sonntag, 26.April 2015 am Tschernobyl – Jahrestag vor dem AKW- Fessenheim ab 11:30 Uhr eine Großkundgebung statt, zu der Politiker und Prominente aus Frankreich, der Schweiz und Deutschland kommen werden, so Denis Baupin, Vizepräsident der ,,Assemblée Nationale « in Paris und Rebecca Harms, Vorsitzende der europäischen Grünen-Fraktion im Europaparlament.Ab 13:15 starten Läufer einen Fast- Marathon, genannt ,,Lauf für das Leben « von Fessenheim nach Schönau (Teiletappenlauf möglich). Info: www. von-fessenheim-nach-schoenau.deDie BI Staufen hat einen Bus nach Fessenheim organisiert. Abfahrt 10:15 in Münstertal, Rathaus mit Zwischenstopps 10:30 in Staufen, Schladerer Platz und 10:45 in Bad Krozingen, Bahnhof-Westseite. Info: Elisabeth Battke,tel.07633/6364.
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