AKW-Fessenheim gefährlicher als bisher bekannt 3. Februar 20167. April 2024 v.links: Dora Pfeiffer-Suger (Kreisrätin), Bundestagsabgeordnete Sylvia Kotting-Uhl, Gutachter Prof. Dr. Manfred Mertins, Landtagsabgeordnete Bärbl Mielich, Josef Heckle (Kreisrat), Gisela Merkle (Bad Krozinger Gemeinderätin), Fritz Merkle (Vorstand Ortsverband Bad Krozingen) Foto: Monika Le Floch-Wierzoch (Pressereferentin)Im Interesse der Schadensvorsorge hatte die Bundestagsfraktion und die Landtagsfraktion von Bündnis 90/ Die Grünen ein Gutachten zur Identifizierung und fachlichen Bewertung des Risikopotenzials des grenznahen AKW Fessenheim in Auftrag gegeben.Vorgestellt wurde es Ende des Jahres in Bad Kozingen in Anwesenheit der Landtagsabgeordneten Bärbl Mielich und der Bundestagsabgeordneten und atompolitischen Sprecherin im Bundestag, Sylvia Kotting-Uhl, die den Antrag zu dem Gutachten gestellt hatten. Dazu Bärbl Mielich: ,,Die Forderungen nach sofortiger Stilllegung vertreten die Grünen in Bund und Land schon lange. Um diese mit stichhaltigen Argumenten zu untermauern, haben wir das Gutachten bei Prof. Dr. Mertins in Auftrag gegeben. Es zeigt erschreckend deutlich, dass die Sicherheitsdefizite noch gravierender sind, als bisher bekannt. Ein Weiterbetrieb der Anlage ist unverantwortlich.“Der Kölner Experte Professor Dr. Manfred Mertins- heute im Ruhestand- der etwa 25 Jahre bei der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit, Hauptsachverständigenorganisation der Bundesatomaufsicht tätig war, gilt in der Fachwelt als einer der profiliertesten deutschen Sachverständigen für nationale und internationale AKW- Sicherheitsanforderungen. So wirkte er u.a. international im Auftrag der Bundesregierung an der Erarbeitung der auf die Auslegung neuer AKW sowie Nachrüstung existierender AKW abzielenden „Specific Safety Requirements“ der Internationalen Atomenergieorganisation mit. Zusammenfassend stellte Professor Dr. Mertins seine 64-seitige Analyse vor und beruft sich auf Fakten die alarmierend sind, u.a. auf systemische Schwächen des Sicherheitssystems. Die Reihe von Sicherheitssystemen sein nicht doppelt ausgelegt und zudem noch vermascht, das heißt nicht unabhängig und voneinander getrennt. Es bestehe somit das Risiko, dass bei einem Fehler nicht nur eine Einrichtung, sondern alle ausfallen könnten. Das gestaffelte System von vier Sicherheitsebenen hake in Fessenheim auf der dritten Stufe- auf der Störfälle beherrscht werden sollen. Eine zuverlässige Störfallsicherheit sei nach deutscher Rechtsauffassung nicht gegeben. Mertins listete weitere Details auf wie unzureichende Notkühlsysteme oder die nur 1 stündig dauernde Notstromversorgung über Batterien. Auch die kürzlich erfolgte Verstärkung des Fundaments (Installation einer Auffangvorrichtung im Falle einer Kernschmelze) entspräche immer noch nicht den international geltenden Anforderungen einer Fundamentplattendicke von mehr als 6 Metern und könne mangels Platz auch nie hergestellt werden. Fazit: In Deutschland hätte die Atomaufsichtsbehörde das AKW bereits stillgelegt.Sylvia Kotting-Uhl äußerte sich dazu abschließend: ,,Fessenheim erfüllt nicht einmal die von Frankreich selbst beschlossenen europäischen Anforderungen an Atomkraftwerke. Mit dem Gutachten im Rücken werden wir die Bundesregierung auffordern, mit mehr Nachdruck als bisher auf die sofortige Stilllegung des AKW hinzuweisen. Die Bundesregierung hat eine Fürsorgepflicht gegenüber der deutschen Bevölkerung diese vor Strahlung zu schützen. Für ein Bi-nationales Wirtschaftkonzept nach einer Stilllegung machen wir Grünen uns ebenfalls stark, was aber momentan fehlt, ist die Bereitschaft sich an einen Tisch zu setzen.“
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