Gemeinschaftsschule als Chance für den ländlichen Raum

Es ist absehbar, dass im ländlichen Bereich viele Gemeinden künftig ohne Hauptschulen sein werden. Viele Gemeinden verlieren damit die einzige weiterführende Schule am Ort. Gründe dafür sind nicht nur der Rückgang der Schülerzahlen, sondern auch ein sich stark änderndes Schulwahlverhalten: Die Hauptschule wird von vielen Eltern als Restschule gesehen. Es ist nachvollziehbar, dass sie dann versuchen ihre Kinder, wann immer es geht, auf die Realschule oder das Gymnasium zu bringen.

Tatsächlich hat das bestehende Schulsystem es nicht geschafft, mehr Chancengerechtigkeit herzustellen. Vielmehr fördert es die Chancenungleichheit. Die frühe Selektion im deutschen Schulsystem führt dazu, dass wie in keinem anderen OECD-Land die Bildungschancen von der sozialen Herkunft abhängen – eine Fehlentwicklung, die sich bis zum Zugang zu Hochschulen und Universitäten hinzieht. Wir Grüne wollen diese Zustände nicht länger hinnehmen.

Wir stellen uns eine Schule für alle Kinder vor – mit oder ohne Behinderung, weniger begabt und hochbegabt. Die Einrichtung einer solchen inklusiven Gemeinschaftsschule, in der alle Kinder von der 1. bis zur 10. Klasse gemeinsam lernen, würde eine längst überfällige Modernisierung unseres Schulsystems ermöglichen. Ländervergleiche zeigen, dass eine sozial gerechte und leistungsstarke Schule nur als Schule für alle möglich ist.

Schülerinnen und Schüler aller Begabungen könnten nach dem erfolgreichen skandinavischem Vorbild länger voneinander und miteinander lernen. Die (aller)meisten Gemeinden behielten eine weiterführende Schule am Ort und würden ein Schulangebot für Schülerinnen und Schüler mit Real- bzw. Gymnasialempfehlung dazugewinnen. Mittelfristig könnte ganz darauf verzichtet werden, Schülerinnen und Schüler nach Schulartempfehlung zu sortieren.

Die Identifikation vieler Jugendlicher mit ihren Wohnorten und die Kooperationsmöglichkeiten von Schulen mit den kulturellen und sportlichen Gemeindeangeboten würde viele Impulse für das Vereins- und Gemeindeleben ergeben. Gleichzeitig würde der unsinnige Schülertourismus, der sich bereits jetzt durch die Einführung der Werkrealschule abzeichnet, wesentlich eingeschränkt werden.

Der Kreisverband Breisgau-Hochschwarzwald von Bündnis 90/Die Grünen fordert deshalb das Land auf, in einem ersten Schritt die Einführung einer inklusiven Gemeinschaftsschule an allen Orten zuzulassen, an denen sich die Gemeinden dafür aussprechen.

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