Nachhaltigkeit und Landwirtschaft: geht das noch zusammen?


Foto: Gerhard Zickenheiner mit einigen Grünen-Mitgliedern des Ortsverbandes nach dem Vortrag

Der Bundestagskandidat der Grünen Gerhard Zickenheiner sprach in Bad Krozingen zu einem Konfliktthema

,,Nachhaltigkeit zu erzielen in den Bereichen Energie, Klima und insbesondere der Landwirtschaft, darin liegen aktuell die größten Menscheitsaufgaben”, so Gerhard Zickenheiner, Bundestagskandidat der Grünen. Er kam auf Einladung des Bad Krozinger Ortsverbandes zu einem Vortragsabend mit dem Thema: ,,Chancen und Probleme unserer regionalen Landwirtschaft“ .

„Nachhaltigkeit wird jedoch nicht von einem Tag auf den anderen entwickelt. Wir werden Zeit, Willen und Mut brauchen, um immer wieder neu über die Wege und Ziele dorthin nachzudenken. Lernphasen, Irrtümer und Teilerfolge gehören zu diesem Entwicklungsprozess, “ stellte er gleich zu Beginn des Vortrags fest.

,,So beschreibt beispielsweise die isolierte Betrachtung der Produktionsqualität einer Ware keinen aussagekräftigen Nachweis der Nachhaltigkeit, was spätestens dann deutlich wird, wenn der Vertriebsweg auf dem schwerölbetriebenen Schiff um die halbe Welt führt und das Produkt dann mit Bio-Siegel in der Hartschalen-Plastikbox im Discounter-Kühlregal ende,“ so Zickenheiner. ,,Da sind mir konventionelle, aber möglichst umweltschonend produzierte regionale Lebensmittel lieber und sie erfüllen oft besser die Kriterien von nachhaltigen Produkten. ,,Gut ausgebildete und engagiert arbeitende konventionelle Landwirte, die von ihren Abnehmern oft zusätzlich auf sparsamen Umgang mit Düngung und Schutzmitteln kontrolliert werden, sind oft nicht sehr weit vom Bio-Produzenten entfernt. Auch im Bio-Weinbau müsse gespritzt werden.“ Der Bundestagskandidat verweist auf ein Dilemma, das den Bioweinbauern gerade sehr zusetze: Kalium-Phosphonat, bis kürzlich zulässig und für die Weinproduktion in unseren Lagen quasi unumgänglich, sei für den Bioweinbau nun gesperrt worden – und zwar auf Drängen der südländischen Biowinzer. ,,Denen ging es eher darum, die nördliche Konkurrenz einzudämmen, sagen die Weinbauern, was sie unter Umständen auch schaffen: viele steigen deshalb aus Bio aus”.

So fordert er: ,,Unserer Landwirtschaft sollten deutlich mehr Forschungsmittel zur Verfügung gestellt werden, um wissensbasiert entscheiden zu können, was gut oder schlecht ist, unabhängig von Agrarindustrie und anderer Interessensgruppen. Wir kommen besser vorwärts, wenn wir uns jenseits von Zuordnungen wie Biolandwirtschaft und Konventioneller Landwirtschaft darauf einigen, was im Gesamten betrachtet gut ist und was hingegen uns und der Natur schadet. Und Gift, das in der Nahrungskette auftaucht oder das Artensterben begünstigt, gehört vom Acker. Die Gradwanderung zwischen Pflanzenschutz und Umweltgift ist jedoch nicht einfach, deshalb ist es in unser aller Interesse, dass unabhängig und frei geprüft und geforscht werden kann. “

Produktvielfalt und Diversität in der Landwirtschaft seien wichtige Kriterien für eine nachhaltige Landwirtschaft, in der auch die Natur ihren festen Platz habe. Die gegenwärtige Subventionsstruktur jedoch fördere Massentierhaltung und Industrielandwirtschaften in ausgeräumten Landschaften. Gleichzeitig beklage man bei uns immer noch das sich fortsetzende Höfesterben, erklärt Zickenheiner.
“Das müssen wir umdrehen”, meint er, ,,unsere meist kleinteilige Landwirtschaft im Markgräflerland und im Südschwarzwald ist für mich an vielen Stellen die Vorlage, wie eine deutsche Landwirtschaftskultur aussehen könne. Unsere Bürger sind stolz und froh um die vielen regionalen Märkte und Lebensmittelgeschäfte, die Regionales in bester Qualität auf die Tische bringen. Viele holen ihre Eier, sowie Obst und Gemüse in Hofläden und kennen die Produktionsbedingungen.
Genau das müssen wir besser fördern, die regionalen Wertschöpfungsketten und regionale Absatzsysteme entwickeln und unterstützen”, so seine Forderung, ,, dies stärke die Verbindung zwischen Stadt und Land und fördere die regionale Identität.“

Monika Le Floch-Wierzoch
Vorstand,
Ortsverband Bad Krozingen-
Bündnis 90/Die Grünen

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