Bärbl Mielich: Mein Abschied aus dem Kreisverband

Liebe Grüne MitstreiterInnen,

Lange hatte ich die Hoffnung, wir könnten bei einem entspannten Abend die sehr lange Zeit der gemeinsamen politischen Ära feiern und beenden. Corona hat durch Vieles einen Strich gemacht, auch dieser Wunsch war nicht erfüllbar.
So bleibt mir nun, die Realitäten anzuerkennen und mich auf diesem Wege von Euch zu verabschieden.

Der Kreisverband, seine Geschichte und Geschicke mit vielen von Euch sind der zentrale Bereich meiner politischen Aktivitäten bis heute. Viele Jahre waren geprägt durch zuerst die Arbeit im Kreisvorstand, dann in der Kreistagsfraktion, im Landesvorstand und dann im Landtag und abschließend in der Landesregierung. Ich gehöre noch zu der Gründungsgeneration der Grünen, die zunächst mal die Basis vor Ort aufgebaut haben und die Strukturen auf Kreisebene installiert haben, alles zunächst ehrenamtlich und zwischendurch…..

Rückblickend ist die Geschichte unseres Kreisverbandes eine Erfolgsgeschichte, die viele im Kreisverband verantworten. Ich glaube, es gibt kaum einen anderen Kreisverband, in dem solange dieselben Personen Verantwortung übernehmen wie bei uns. Trudis und Gudrun sind dafür beeindruckende Beispiele, die seit fast 30 Jahren das Rückrad des Kreisverbandes prägen. Dora ist ein fester Bestandteil in den unterschiedlichen Funktionen, die Galionsfigur für das Markgräflerland, für mich besonders wertvoll als Satellit während meiner kompletten Landtagsarbeit. Sie sorgte mit Nachdruck dafür, dass ich in Stuttgart die Themen der Region präsent hatte.

Ich finde, wir können gemeinsam sehr stolz sein, wie und wo wir dieses Land verändert haben. Aus exotischen Grünen im Kreistag sind EntscheidungsträgerInnen geworden, die nicht mehr überhört werden und deren politische Ansätze längst Allgemeingut sind. Wie z.B. die Entwicklung des ÖPNV, der Kampf für die Stilllegung des AKW Fessenheim, der zum Schluss von allen politischen Fraktionen unterstützt wurde, der Ausbau regenerativer Energiegewinnung, um nur einiges zu nennen.

Der Wind hat sich spätestens 2011 zu unseren Gunsten mit der gewonnenen Landtagswahl gedreht. Es dauert allerdings bis in die Gegenwart den Besitzstandswahrern der CDU zu zeigen, wer die Regierung in Stuttgart anführt.
In meiner Landtagszeit und vor allem in der Funktion als Staatssekretärin sind mir einige Projekte gelungen, die jetzt immer noch strahlen, bzw. sich weiter entwickelt haben.

Die lebendigen Quartiere, die Wohngruppen für Menschen mit Unterstützungsbedarf sind auch im Landkreis umgesetzt. Meine Zusammenarbeit mit Waltraud Kannen war dabei sehr sehr gewinnbringend und erfolgreich. Überall im Land gibt es Landesgesundheitszentren mit dem Schwerpunkt Geburtshilfe, die als Ergebnis der Arbeit des „runden Tisches Geburtshilfe“ die Antwort auf die Beseitigung des Hebammenmangels sind. Mithilfe eines anderen „runden Tisches“ haben wir auch die Rahmenbedingungen für die häusliche Krankenpflege verbessert.
Das sind Schlaglichter auf meinen sozialpolitischen Schwerpunkt.

Die Regierungszeit hat mir deutlich gemacht, dass es einerseits zentral ist, an der Macht zu sein, das Ausüben derselben andererseits ein hohes Maß an Kompromissfähigkeit erfordert und das Ergebnis nie eine Grüne Politik pur widerspiegelt. Mittlerweile, in der dritten Ära einer grün geführten Landesregierung, wünsche ich mir allerdings in einigen Politikfeldern eine deutlichere Ansage, die erkennbar macht, wer in Stuttgart Koch und wer Kellner ist.

Ich setze dabei voller Vertrauen auf Daniela, die sich in ihrer kurzen Zeit als MdL bereits einen deutlichen Namen gemacht hat und dafür kämpft, dass die Migrationspolitik der Landesregierung hoffentlich endlich eine grüne Handschrift bekommt. Und aus der Ferne betrachtet sieht es im Augenblick dank der grünen Umweltpolitik im Bund mit dem Schutz der Moore so aus, als ob Reinhold und mit ihm viele Grüne erfolgreich im Kampf gegen den Bau der B31 West sind.

Burkhard und ich haben den großen Schritt getan, unseren gemeinsamen neuen Lebensabschnitt in einer neuen Umgebung zu gestalten. Das Wendland ist ganz anders und auch wieder nicht. Es ist der Norden, ein riesiges Naturschutzgebiet, die Elbtalauen prägen das Land, es leben wenig Menschen auf viel Fläche und doch ist es auch vertraut mit den gelben X Symbolen an fast jeder Scheune als Stoppsignal für Castortransporte.

Wir leben hier in einer bunten Vielfalt von Menschen inmitten einer lebendigen Kulturlandschaft und seit kurzem auch mit einer rot-grünen Landesregierung. Wir sind hier angekommen und leben entspannt in einer kleinen Siedlung in einem lockeren Miteinander von 10 Häusern, angelehnt in der Anordnung der Häuser an die wendländischen Rundlingsdörfer.

Und immer wieder mal zieht es mich und uns ins Markgräfler Land, denn unsere Tochter Anna lebt mit ihren beiden jugendlichen Kindern in unserem alten Haus.

Wenn es im nächsten Jahr mal passt, komme ich gerne zu einer KMV oder statte mal dem Büro in Freiburg einen Besuch ab.

Jetzt verabschiede ich mich , wünsche Euch allen einen guten Start in das Neue Jahr, das hoffentlich Frieden bringt.

Eure Bärbl

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